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Herbstausflug 7.9.2023 «Ahornalp und Rettungsschule 75»



60 Teilnehmende, ein prächtiger Spätsommertag, zwei spannende Themen und viel Kameradschaft prägten die Herbstausfahrt 2023.


Obwohl alle Teilnehmenden ihre nähere Umgebung sehr gut kennen, war die Fahrt mit dem Car erneut ein ganz besonderes Erlebnis. Sie führte uns im warmen Morgenlicht quer über den Bucheggberg, den Nebenstrassen entlang durch das Limpachtal, vorbei an engen Strassenkreuzungen und stattlichen Bauernhäusern in die Zähringerstadt Burgdorf, französisch «Berthoud», gleich wie unser Chef-Chauffeur Roland heisst 😉... . Gekonnt chauffierten uns die Fahrer Roland Berthoud und Hans-Peter Scholl weiter in Richtung Emmental, vorbei an hübsch dekorierten Landwirtschaftsbetrieben und stolzen Gewerbeliegenschaften, über den bekannten Aussichtspunkt Lueg nach Affoltern, wo wir in der Schaukäserei zu Kaffee und Gipfeli einkehrten.

Schaukäserei Affoltern im Emmental

Die Schaukäserei ist immer wieder ein Besuch wert. Hier gibt viel zu sehen und zu erzählen. Manche von uns waren bereits mit dem Velo hier. Die beiden Käser unter uns, Walter Stucki und Albert Witschi, schwärmten von ihren schönen ehemaligen Berufen und erinnerten sich an frühere Zeiten. Alle genossen den feinen Kaffee und die knusprigen Gipfeli, serviert durch die freundliche einheimische Bedienung. In der Käserei war im Moment nicht sehr viel los. Ein halbes Käskessi voll frischer Milch drehte seine Runden und wartete darauf, verarbeitet zu werden. Eine Milchtechnologin EFZ, aktuelle Berufsbezeichnung für den ehemaligen Beruf Käser/in, formte mit einem Buttermodel aus Holz stattliche «1 kg Anke-Mödeli». Die Landschaft präsentierte sich im Sonntagskleid. Klar, dass viele Touristen an diesem schönen Ort Halt machen, die Gegend geniessen und sich der Emmentaler-Käsereikultur hingeben.


Ahornalp: Grenzüberschreitender Treffpunkt nördlich des Napfes

Die Ahornalp ist ein Gipfel im Napfbergland auf 1'136 m.ü.M in der Gemeinde Luthern im Kanton Luzern und grenzt direkt an den Kanton Bern und an die Gemeinde Eriswil. Erstmals erwähnt wird die Ahornalp in einem Erblehensbrief aus dem Jahre 1519 unter dem Namen „Achhorneren“. Im Jahre 1884 kauften 16 Herren aus Eriswil die Alpweiden Ober-Ahorn und Mittler-Ahorn mit Gebäuden. Dies war auch das Gründungsjahr der Ahornalp Gesellschaft, welche 1911 in eine Genossenschaft umgewandelt wurde. Bis 1991 mussten Strassenbenützer unterhalb des Ahorns einen Strassenunterhaltszoll entrichten, weil dies eine Privatstrasse der Alpgenossenschaft Ahorn war. Seit der Grenzbereinigung 1991 ist die ganze Strasse im Besitz der Gemeinde Eriswil, Luthern zahlt an den Unterhalt der Strasse.

Bei Durchfahrt von Eriswil durften wir dem Wirt telefonieren, damit er keine Fahrzeuge mehr die teilweise enge Zufahrtstrasse herunterfahren liess, dies, um riskantes Kreuzen mit unseren zwei Cars zu vermeiden.


«Die Grenze als Ort der Begegnung»: Im wahrsten Sinne des Wortes, die Ausflügler der Alten Garde Pieterlen begegneten einander auf einem geschichtsträchtigen Grenzabschnitt Bern - Luzern, denn wer die lebendige Grenze besuchen will, muss erst das Ahorn erklimmen.


Grüsse vom Ahorngrat an die Kameraden zu Hause, die nicht mitkommen konnten

1565 erliess der Ritter Schultheiss von Luzern den Befehl, im Napfgebiet auf dem Grat zwischen dem bernischen Eriswil und dem luzernischen Luthern eine «Hagstelli» zu errichten, eine unverrückbare Baumreihe aus Buchen, Ahornen, Eschen und Fichten. Mit dem lebendigen gepflanzten „Hag“, einer Hecke, wurde die Grenze für alle ersichtlich markiert und Mensch und Tier, mit guten oder manchmal weniger guten Absichten „gestellt“, zum Halten gebracht werden. Die Grenze überlebte die Feindseligkeiten zwischen den beiden Kantonen, und es gibt sie - mit Lücken - heute noch. Sie steht gar unter Denkmalschutz. Einzelne Bäume werden auf über 400 Jahre geschätzt. Wir hatten Glück mit dem Wetter. Das Panorama war befreiend und schlicht umwerfend. Unsere Gipfelstürmer hatten auf dem Grat gar einen Grenzstein entdeckt.


Bewegte Grenzgeschichte nördlich des Napfs:

- Die unsichtbare Grenzlinie nördlich des Napfs existierte als eine Art Kulturscheide schon zur Zeit der Helvetier mit unterschiedlicher Keramik und Schmuckgegenständen westlich und östlich des Höhenzuges.

- Um 800 n. Chr. war hier die westliche Münzgrenze des Fraumünsters und der Stadt Züri
Sie war Bistumsgrenze zwischen den beiden Bistümern Konstanz und Lausanne.

- 843 n. Chr. im Vertrag von Verdun bei der Dreiteilung Frankreichs von Karl dem Grossen bildete die Napfscheide die Grenze zwischen dem Mittelreich Lothars und dem Ostreich Ludwigs des Deutschen.

- Mit der Ansiedlung der Burgunder im westlichen Teil der heutigen Schweiz und dem Eindringen der Alemannen von Osten her wurde die Napfscheide zu einer Art Grenze, die je nach Einfluss der jeweiligen Machthaber entweder mehr nach Osten über die Reuss hinaus oder nach Westen über die Aare verschoben werden konnte.

- Ein Staatsvertrag zwischen den Kantonen Bern und Luzern, legte den Grenzverlauf nördlich des Napfs bis St. Urban fest. Streitigkeiten um alte Grenzsteine erforderten um 1514 und 1571 eine erneute gerichtliche Präzisierung des umstrittenen Grenzabschnittes.

- Die früher klare Trennung der Viehrassen in Braun und Fleckvieh weicht heute einem durchmischten Nebeneinander verschiedener Rassen.

- Die Restaurationsbetriebe Ahorn und Brestenegg sind grenzüberschreitende Treffpunkte mit herrlicher, befreiender, fast grenzenloser Rundsicht.

- Zusammen mit den Grundeigentümern und interessierten Organisationen führte Pro Luthertal im April 2004 mit Baumpatenschaften eine Baumpflanzaktion durch zur Schliessung der Lücken in der historischen und markanten Hagstelli-Baumreihe beim Ahorn zwischen Luthern und Eriswil.

- Mit der Ergānzung der weit herum sichtbaren Baumreihe sollen nicht Grenzen neu aufleben, sondern an ihre frühere Bedeutung als wichtige Kulturgrenze erinnert und die landschaftliche Vielfalt erhalten werden.

Bergrestaurant Ahornalp

Die Geschichte der Familie Röthlisberger auf der Ahornalp begann vor ziemlich genau 100 Jahren. 1922 zog Ernst Röthlisberger, der Grossvater vom heutigen Wirt, von der Stächelegg auf das «Ahorn» und übernahm die Hirtenstelle mit einer dazugehörigen kleinen Sommerwirtschaft. Nach einem längeren Unterbruch wirten heute der Enkel des Gründers, Urs Röthlisberger und seine Frau Verena umsichtig, nachhaltig und fein auf diesem markenten Aussichtspunkt an der Kantonsgrenze Bern / Luzern. Die Alte Garde konnte das mit dem 3-Gang-Menü, bestehend aus Blattsalat, Hackbraten, Kartoffelstock, Tagesgemüse und gebrannter Creme, selbst erfahren und erleben. Die meisten Rohmaterialien, welche hier verarbeitet werden, stammen von Produzenten in Sichtweite der Ahornalp.

Der Wirt Urs Röthlisberger nimmt sich Zeit und erklärt uns Geschichte des Hauses auf unterhaltsame Art. In Erinnerung an die damalige Züglete seines Grossvaters von der Stächelegg zur Ahornalp organisierte der initiative Wirt letztes Jahr die sogenannte «InterNapfionale Schaft-Züglet:



Wir könnten noch lange auf der Ahornalp verweilen, nicht nur wegen den einladen Terrassen und der hinreissenden Aussicht. Unser Programm ruft, ein weiterer Höhepunkt erwartet uns. Wir verschieben über die Fritzenfluh nach Wangen an der Aare.

Rettungsschule 75, Wangen an der Aare

Die Truppen der Rettung verfügen über ganz besondere Kompetenzen und Mittel für den Einsatz im Rahmen der militärischen Katastrophenhilfe. Sie leisten hauptsächlich Rettungseinsätze in schweren und ausgedehnten Schadenlagen wie kürzlich in der Türkei. Als weltweit einzigartige Armeeformation leisten die Rettungstruppen sowohl in Normalzeiten als auch in Krisen- und Kriegssituationen äusserst wertvolle Katastrophenhilfe. Rettungstruppen haben in diesem Sinne immer Ernstfall.

Wir hatten die einzigartige Möglichkeit, diese moderne Ausbildungsstätte der Armee zu besuchen und die Truppe bei der Fachdienstausbildung zu erleben.

Der Empfang mit einem reichen Getränkebüffet am Ausbildungsstandort war äusserst gastfreundlich. Es wurde rege benutzt. Die Militärschoggi schmeckte viel besser als früher, in der Zeit, als wir selbst Dienst leisteten 😉 …

Pünktlich um 14.30 Uhr meldete der Obmann das Detachement "Alte Garde Pieterlen zur Einführung bereit, Bestand 60 Mann plus 2 Chauffeure, alle anwesend".

Major Yves Hug, Kommandant Stellvertreter dieser Rekrutenschule zeigte uns in seiner kurzen Einführung die Strukturen, die Aufgaben und die Ausbildung der Rettungstruppen in dieser Kaserne auf. Die Gelegenheit Fragen zu stellen, wurde rege genutzt und endete in einer lebhaften Diskussion.


Wir konnten 2 Ausbildungsplätze aus der Nähe besuchen und uns ein Bild darüber machen, wie sorgfältig und zielorientiert auf diesem Waffenplatz ausgebildet wird.

Ausbildungsthema 1: Löschen einer brennenden Treibstoffzisterne mit 360 ° Angriff

Die ehemaligen Feuerwehrkommandanten und -Einsatzleiter in unserer Reisegruppe (Markus Brudermann, Bruno Kunz, Roland Berthoud, Hans-Peter Scholl) freuten sich sichtlich über den Ablauf dieser Ausbildungseinheit und erinnerten sich an die Zeit, als sie selber auf diesem Areal Weiterbildungskurse besucht hatten. Alle Teilnehmenden waren beeindruckt von den Leistungen dieser Rettungsrekruten.

Ausbildungsthema 2: Arbeiten mit schwerem Gerät auf dem Trümmerfeld zur Suche nach Verschütteten

Wir durften feststellen, wie professionell und präzis an den verschiedenen attraktiven Arbeitsposten ausgebildet wurde. Für uns Ehemalige der Armee 61 war der Kontakt mit der Truppe einmalig und sehr spannend. Die Ausbildungen auf den verschiedenen Posten verlief sehr ruhig, konzentriert und präzis. Wir haben eine grosse gegenseitige Wertschätzung zwischen den Kadern und den Rekruten wahrgenommen.

Am Ende der Präsentation erhielt jeder von uns ein Gruppenbild als Andenken an den heutigen aufschlussreichen Besuch. Wir freuten uns riesig über diese zusätzliche Wertschätzung und verabschiedeten uns mit einem grossen Dank und einem grossen Applaus für die einmalige Gastfreundschaft der Rettungsschule 75.

Nun hoffen wir, dass die Politik in der aktuellen geopolitischen Situation die Weitsicht und Weisheit hat, der Armee die finanziellen Mittel zum dringend notwendigen Aufwuchs und zur Weiterentwicklung bereitzustellen.

Beat Aeschbacher

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